Der wahre Schüler

Der wahre Schüler richtet sein Verhalten im Bachi-Ki-Do an den Schulregeln aus. Sein tiefes Interesse gilt der Kunst. Sie ist für ihn Mittel um sich und die Welt zu verstehen. Eine derartige Hingabe an die Kunst erfordert die Beachtung und Pflege verschiedener Tugenden.

1. Aufmerksamkeit:

Ein Kämpfer muss sein Umfeld gut beobachten, um auch kleinste Veränderungen wahrnehmen zu können. Denn diese sind oft Vorboten von großen Ereignissen. Versteht er es in den kleinen Dingen die großen zu erkennen, kann er rechtzeitig und mit weniger Energie handeln, und so jedweden Gefahren trotzen. Der wahre Schüler schenkt dem Lehrer, seinen Mitschülern und sich selbst größtmögliche Aufmerksamkeit und Beachtung. Denn er kann von Allen lernen. Vom Lehrer bekommt er den Weg aufgezeigt, zu dem auch die genaue Ausführung und das genaue Verständnis der Technik gehört. Von den höher graduierten Mitschülern kann er sich die Etikette und eine bessere Technik abgucken. Aber er kann auch die Fehler der anderen Schüler vermeiden lernen, bzw. seine Fehler erkennen.

2. Höflichkeit:

Ein Kämpfer sollte sich jeder Zeit seines befristeten Daseins bewusst sein. Somit gibt es keinen Grund, sich über andere nur aus Eitelkeit zu stellen. Ein Ausdruck der Aufmerksamkeit kann auch die ehrlich gemeinte Höflichkeit sein. Der aufrechte Kämpfer bringt auch und vielleicht gerade seinem Gegner die notwendige Achtung entgegen. Denn wir alle sind Teil eines großen Ganzen. Ohne die anderen Menschen wäre unser Leben in seiner gesamten Vielfalt nicht möglich. Deshalb achtet und ehrt der wahre Schüler seinen Lehrer, seine Eltern und sein engstes Umfeld (meist die Familie) ganz besonders. Denn sie haben im erst das Leben ermöglicht. Aber auch die äußerlichen Widrigkeiten wie z.B. Konkurrenten, schlechte soziale Lage und sogar falsche Freunde helfen dem wahren Schüler unter richtiger Anleitung eines wahren Weglehrers bei der Ausbildung seines Inneren Potentials. Alle Dinge haben also ihren Platz und bedürfen neben der rechten Aufmerksamkeit auch der notwendigen Höflichkeit. Dieses hat nichts mit heuchlerischer Unterwürfigkeit zu tun.

3. Ehre:

Ein aufrechter Kämpfer ist ein ehrlicher Mensch, der sich nicht verstecken muss. Er sieht seine Leistungen und Fehler, aber auch die der anderen, sehr deutlich. Bei Bedarf teilt er dies auch anderen in der geeigneten Weise mit. Seinen knappen Worten lässt er die entsprechenden Taten folgen. Auch wenn das bedeutet, dass er dadurch zunächst einen Nachteil hat. Denn er steht zu sich. Der wahre Schüler braucht sich dementsprechend also nicht zu rechtfertigen. Er weis, meist tief im Innern, was das richtige Verhalten ist. Außerdem spürt er, aus welcher Haltung heraus, er die Dinge tut bzw. tun sollte. Das muss der persönliche Gradmesser seiner Ehre sein.

4. Treue:

Der tugendhafte Kämpfer ist seinem gewählten Weg treu. Auf diesen Weg wird der Schüler durch seinen Lehrer gebracht und unterstützt. Die Treue bzw. Loyalität zu seinem Lehrer und der gemeinsamen Kunst ist die Basis jeden Fortschritts. Geht die Loyalität, ist der Weg zu Ende. Dem Schwinden der Loyalität zum Lehrer und zur Kunst geht der Treueverlust zu sich selbst voraus.

5. Selbstbeherrschung:

Ein Kämpfer braucht Disziplin, um zu überleben. Der wahre Schüler braucht Disziplin, um die Prüfungen des Weges bestehen zu können. Eine Aufgabe kommt für beide nie infrage. Sie ist der Verstoß gegen alle bisherigen Tugenden und gleicht einer Kapitulation. Es wäre das Ende des Weges bzw. wohlmöglich des Lebens. Der wahre Schüler muss all seine Kräfte und Fähigkeiten also konzentrieren, um immer weiter voran schreiten zu können. Nie darf er dem Weg gegenüber nachlässig werden. Der echte Wegschüler hat es gelernt, mit sich und den Schwierigkeit in der rechten Weise umzugehen. Denn nur er trägt die Verantwortung für sich und sein Handeln. Im Umgang mit sich und anderen wird der Grad seiner Selbstbeherrschung bzw. Selbstmeisterung erkennbar.

In dem der Schüler mit Hilfe dieser grundlegenden Tugenden übt, sich also dem Positiven öffnet und den negativen Einflüssen gegenüber verschließt, wird sein Körper zu Höchstleistungen fähig, sein Geist unerschütterlich und seine Seele friedvoller werden.